Ob das jeweilige Pferd eingedeckt werden sollte oder nicht, muss jeder individuell für sich beantworten. Ob mein Pferd eine Decke braucht, hängt von folgenden Faktoren ab:
Zunächst einmal solltest Du gucken, zu welchem Typ Pferd gehört dein Pferd? Ist es eher der Nordpferdetyp oder ein Südpferdetyp. Zu den Nordpferden zählen die meisten Ponyrassen, sofern keine Araber eingekreuzt wurden. Zu den Südpferden zählen Araber, Vollblüter und alle Pferde mit Vollblut- oder Arabereinkreuzungen.
Der Nordpferdetyp hat meistens sehr langes, dichtes Winterfell, welches den Regen sehr gut ableitet und die Kälte gut abhält.
Der Südpferdetyp hat feines, dichtes und deutlich kürzeres Winterfell, was Regen und Kälte sehr viel schneller durchlässt, bei trockener Kälte aber durchaus warmhält.
Bei Mischtypen solltest Du gucken, welche Fellbeschaffenheit Dein Pferd hat.
Pferde kommen grundsätzlich problemlos mit größeren Temperaturschwankungen zurecht. Auch trockene Kälte ist für die meisten Pferde sehr gut auszuhalten. Problematisch wird es, wenn Wind und Regen zusammenkommen, wie es Beispielsweise oft bei uns am regenreichen linken Niederrhein der Fall ist.
Pferde mit kurzem Winterfell würde ich bei diesen Wetterlagen draußen grundsätzlich eindecken. Lässt Du Dein Pferd ungeschoren und hat es genügend Winterfell, ist es überhaupt kein Problem für Dein Pferd, wenn es bei trockenem Wetter ohne Decke rausgeht und bei schlechtem Wetter eine Decke bekommt. Gerade Vollblüter mögen es oft überhaupt nicht im Regen zu stehen. Einige von den Robustpferden duschen dagegen gerne tagelang. Auch hier würde ich im Einzelfall bei tagelangem Dauerregen wenigstens eine Regendecke anziehen, da Dauernässe leider zu Hautproblemen führen kann, der sogenannten Dermatophilose, auch Regenräude oder Mykotische Dermatitis genannt, welche durch Bakterien verursacht wird.
Ein weiterer Faktor ist die Haltungsform. Pferde die nachts in der Box stehen, frieren eher, als Pferde die frei im Offenstall oder einer Paddockbox herumlaufen können. Wichtig ist, dass jedes Pferd sich bei Bedarf unterstellen kann. Ist das nicht gegeben, dann würde ich lieber meinem Pferd eine Decke anziehen, als das es krank wird. Husten, Muskelprobleme, Leistungsschwäche, bis hin zu schlechten Blutwerten können die Folge sein.
Wichtig ist auch, wie wir unser Pferd im Winter nutzen möchten. Habe ich eine Reithalle zur Verfügung werde ich sicher im Winter viel öfter zum Reiten kommen, als wenn nur ein undrainagierter Reitplatz vorhanden ist, der sowieso die meiste Zeit zu matschig oder gefroren ist. Habe ich nicht so viel Zeit oder Lust ein schlammverkrustetes Pferd zu putzen kann eine ungefütterte, oder leicht gefütterte Regendecke Abhilfe schaffen.
Komplett geschorene Pferde brauchen immer eine gefütterte Winterdecke. Pferde mit einer Teilschur und sehr dichtem Winterfell brauchen nicht unbedingt eine Decke.
Ich halte nichts von Robusthaltung um jeden Preis, nämlich auf Kosten des Pferdes. In der Natur hat nicht jedes Pferd den Winter überlebt und wir möchten unser Pferd sicher nicht der natürlichen Auslese überlassen. Deswegen beobachte Dein Pferd genau und entscheide dann, ob eine Decke notwendig ist oder nicht.
© Heike Bester-Dassler, Bester-RideArt