Die Leckerli Frage

Leckerlis geben ja oder nein?

Hat man ein Konzept, dann klappt die positive Verstärkung auch mit den Leckerlis

Über das Thema, ob man sein Pferd mit Leckerlis füttern soll, entstehen schnell sehr kontroverse Diskussionen. Ich möchte hier meine Ansicht zu dem Thema darstellen.

Grundsätzlich bestätige ich meine Pferde sehr gerne mit Leckerlis. Es gibt jedoch Pferde, die nicht von Anfang an mit Leckerlis gearbeitet werden können. Meistens sind das Jungpferde, Hengste, sehr verfressene Pferde und Pferde die erst eine Grunderziehung brauchen, bevor sie überhaupt reif dafür sind mit Leckerlis gearbeitet zu werden.

Konditionierung
Mit einem Leckerli bestätigen Sie ein erwünschtes Verhalten bei Ihrem Pferd. Zu der Gabe eines Leckerli sollten Sie ein Lobwort konditionieren. Benutzen Sie immer das gleiche Lobwort, z. B. Fein, Brav, Gut. Im selben Moment, wo das Pferd ein erwünschtes Verhalten zu zeigen beginnt, Loben Sie mit dem Lobwort. Durch die anschliessende Gabe eines Leckerlis, verknüpft das Pferd das Wort mit einer positiven Bestätigung. Mit der Zeit reicht das Lobwort auch ohne ständige Leckerligabe aus, um ein erwünschtes Verhalten beim Pferd zu bestätigen. Das Lobwort funktioniert so ähnlich wie der Click von einem Clicker. Allerdings wird bei dem Clickertraining jeder Klick mit einem Leckerli bestätigt, was ich persönlich nicht für sinnvoll halte. Das Pferd braucht nicht immer zu wissen, ob nach dem Lob ein Leckerli zu Verstärkung des Lobs kommt, oder nicht.

Neue Dinge bestätige ich meistens mit einem Leckerli. Nach einer Weile kann ich das neu Gelernte jedoch als fürs Pferd schon bekannt voraussetzen und ich baue die Anzahl der Leckerlis ab. Lob mit der Stimme gibt es selbstverständlich immer, zur Bestätigung eines richtigen Verhaltens. Ich bestätige also immer nur Sachen mit Leckerlis, die neu sind fürs Pferd. Nach einer Weile erwarte ich, das neue Reaktionen vom Pferd selbstverständlich abrufbar sind und es gibt dafür nicht immer ein Leckerli.

Weiterhin bestätige ich Übungen, die das Pferd besser als erwartet erfüllt hat, oder Aufgaben, die das Pferd besonders gut ausgeführt hat. Immer muss die Relation gewahrt werden, was kann das Pferd schon, wie ist die Tagesform, was ist noch neu oder ungewohnt für das Pferd.

Beißen
Pferde die beißen, sollten nicht mit Leckerlis gearbeitet werden. Hier fehlt es an der Grunderziehung. Diese Pferde würde ich vorerst nur mit Stimme bestätigen und das Beißen konsequent abgewöhnen. Eine Leckerligabe würde das Pferd noch mehr zum Beißen animieren, da es möglichst schnell das Leckerli haben möchte und dann gerne schnappt, wenn es nicht schnell genug geht.

Es gibt Pferde, die können sich überhaupt nicht mehr konzentrieren, sobald Leckerlis im Spiel sind. Bei solchen Kandidaten, sollte ebenfalls überlegt werden, inwieweit es sinnvoll ist mit Leckerlis zu arbeiten.

Die richtige Menge.
Es gibt Menschen, die stopfen sich die Taschen voll mit Leckerlis und die bekommt das Pferd dann auch alle, weil man ja so gerne füttert. Ich finde die richtig Menge macht es. Soviel, dass man die Leckerlis von der täglichen Futterration abziehen müsste, sollten es wirklich nicht sein. Bei mir gibt es immer ein Leckerli beim Rausholen, nach dem Aufsteigen, dann bleiben die Pferde sicher stehen beim Aufsteigen, nach Beendigung der Arbeit und beim Wegbringen auf den Paddock. Dazwischen sind es einzelne, je nach Anforderung, wie oben beschrieben.

Welche Sorte?
Geeignete Leckerlis sind alle, die aus natürlichen Zutaten hergestellt werde. Gerne nehme ich Leinsamenpellets, Leckerli aus Fermentgetreide oder Möhrenstücke. Brot ist nicht für Allergiker geeignet. Die ganzen Produkte der Futtermittelindustrie würde ich nicht empfehlen, da oft zu viele Zusatzstoffe enthalten sind und ich mir nicht vorstellen kann, dass das auf Dauer gesund sein kann. Manche nehmen auch Heucobs. Das ist mir zu gefährlich, da bei Heucobs die Gefahr einer Schlundverstopfung besteht. Heucobs quellen auf ein vielfaches ihrer Größe auf und wenn der Heucob im Hals stecken bleibt, ist das ein Fall für den Tierarzt. Die Leckerli sollten auch nicht zu groß sein, sonst braucht das Pferd zu lange zum Fressen während der Arbeit. Es gibt sogar Rezepte, um Leckerlis selber herzustellen. Kann man vielleicht auch mal ausprobieren. Ich habe mir sagen lassen, die Pferde sollen die selbstgemachten gerne fressen.

Wie handhabt Ihr das mit den Leckerlis? Über Kommentare auf meinem Blog freue ich mich sehr.

© Heike Bester-Dassler, Bester RideArt

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

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