Ich bin dafür Pferde pferdefreundlich auszubilden, aber was mache ich wenn mein Pferd nicht mitmacht?
Mein Pferd reißt sich los.
Mein Pferd tritt mir auf den Fuß.
Mein Pferd steigt.
Mein Pferd rempelt mich an.
Mein Pferd beißt.
Mein Pferd schickt Menschen über seinen Paddock.
Mein Pferd geht durch auf dem Weg zur Hauptstraße.
Mein Pferd läuft mit mir dahin wohin es möchte.
Mein Pferd rennt mit mir oben drauf zu anderen Pferden hin und tritt.
Das alles sind Verhaltensweisen, die das Pferd durch Erfahrung im Umgang mit Menschen gelernt hat. Der Mensch hat das jeweilige Verhalten zugelassen und das Pferd hat gelernt, das solche Untugenden zum Erfolg führen.
Natürlich braucht es viel Geduld um solche Probleme in kleinen Schritten und am besten mit Hilfe eines erfahrenen Trainers zu korrigieren, aber was mache ich in dem Moment, wo ein unerwünschtes Verhalten auftritt? Mein Fazit: In dem Moment, wo das Verhalten meines Pferdes für mich und andere zur Gefahr wird, muß ich mich durchsetzen. Ich muß dem Pferd klare Grenzen aufzeigen. Ich darf dann auch mal energisch werden, ich darf das Pferd auch mal deutlich darauf hinweisen, das ich dieses Verhalten nicht länger toleriere.
Wichtig ist, einmal kurz das Pferd zurechtweisen und dann kehrt man wieder zum ruhigen normalen Verhalten zurück. Es darf kein Dauerdruck ausgeübt werden, damit erreicht man nur Stress beim Pferd. Stress verhindert wiederum das Lernen möglich ist.
Ich möchte mit meinem Pferd ruhig kommunizieren, ich möchte nett zu meinem Pferd sein, aber wenn es notwendig ist darf ich auch mal Nein sagen und Grenzen setzen. Wer meint, Pferdeausbildung ginge ganz ohne Druck, der hatte anscheinend immer sehr brave Pferde. Ich darf mich durchsetzen, wenn es nötig ist, aber ich muss meine Emotionen immer kontrollieren können.
Eine kleine Pferdegeschichte
Zwei Pferde haben Durst. Das rangniedrigere Pferd steht schon an der Tränke. Das ranghöhere Pferd möchte an die Tränke und legt die Ohren an. Das rangniedrigere Pferd hat nun die Wahl, es geht zur Seite und wartet bis das andere Pferd fertig ist und trinkt dann. Es lässt es darauf an kommen und wartet ab. Das ranghöhere Pferd hat nun die Wahl das rangniedrigere Pferd vertreiben und zuerst trinken, oder großzügig abwarten, bis das andere Pferd fertig ist und dann trinken. Hat das ranghöhere Pferd entschieden, das es zuerst trinken möchte, dann wird es das rangniedrige Pferd auf jeden Fall vertreiben, notfalls mit Einsatz seiner Zähne und Hufe. Haben beide das dann geklärt und getrunken, dann stehen sie wieder friedlich beisammen und machen vielleicht sogar Fellpflege miteinander.
© Heike Bester-Dassler, Bester RideArt
Den Artikel ist sehr schön und ein Reitmeister hat schon in seinen Seminaren
verkündet, dass ein Pferd, das gelernt hat sich dem Menschen zu widersetzen nicht mehr über Leichtigkeit zu korrigieren ist, sondern nur über härtere Methoden. Darüber kann man allerdings dem Pferd wieder Leichtigkeit beibringen.
…und wie Du so schön geschrieben hast “Mein Fazit: In dem Moment, wo das Verhalten meines Pferdes für mich und andere zur Gefahr wird, muß ich mich durchsetzen.” Es handelt sich nicht um Meerschweinchen sondern um Tiere die zur Gefahr für jeden Menschen werden können, der mit ihnen zu tun hat. Das macht sehr schön deutlich, dass man auch mit dem Besitz eines so starken Tieres eine Verantwortung anderen gegenüber hat.
Allerdings hätte ich das “Ich darf mich durchsetzen, wenn es nötig ist” als muss erklärt. Allerdings könnte dies tatsächlich dann falsch aufgefasst werden.
Ansonsten glaub ich, dass der Artikel vielen aus der Seele sprechen wird, weil die wenigsten sich trauen es auszusprechen und auch tatsächlich über den Gruppenzwang in Reithallen sich nicht trauen sich durchzusetzen. Zumindest machst du diesen Leuten Mut.