Es gab eine Zeit, da haben viele Landwirte auf Pferdehaltung umgestellt, weil die Pferdehaltung einen großen Boom erlebt hat. Zu der Zeit war mit der Pensionspferdehaltung sicher auch gutes Geld zu verdienen. Der Reitsport ist zur Zeit im Wandel begriffen. Viele Pferdehalter mit geringerem Einkommen müssen mit immer kleinerem finanziellen Budget ihre Pferde finanzieren. Manche werden sich auf Dauer ein Pferd nicht mehr leisten können. Das führt dazu, dass immer günstigere Ställe gesucht werden, bis hin dazu, dass Menschen, die keinen Ausweg mehr wissen, ihre Pferde bei der ersten Pferdeklappe in Deutschland abgeben.
Preis- Leistungsverhältnis
Am teuersten ist der große Reitstall mit Halle, Führanlage, drainagiertem Außenplatz, Paddockboxen und Vollpension. Dann gibt es die Landwirte die Pferdehaltung günstiger anbieten können, da sie das Futter auf eigenen Flächen selber anbauen können. Es gibt viele Privatställe große und kleine, die ihr Futter teuer einkaufen müssen. Da Heu, Einstreu und Kraftfutter der zweite große Kostenfaktor neben der Arbeitsleistung in der Pferdehaltung ist, wird die Pferdehaltung immer weniger wirtschaftlich.
Je günstiger ein Stall ist, desto mehr Abstriche muß der Pferdehalter oft machen. Keine Halle, Reitplatz bei Regen und Frost oft nicht bereitbar, Matschausläufe, schlecht gemistete Boxen, schlechte Heuqualität, zu wenig Heu.
Je mehr Extrawünsche der Pferdehalter hat, desto mehr Kosten kommen auf ihn zu. Stroheinstreu ist günstiger als Späne oder Leinstroh. Deckenservice, Rein- und Rausbringservice, Mittags eine zusätzliche Heuration Füttern, das Pferd in die Führanlage stellen oder Medikamentengabe, das alles sind Leistungen, die vom Stallbetreiber erwartet werden und für Aufwand sorgen. Jegliche Arbeitsleistung kostet den Stallbetreiber Zeit und Geld. Erbrachte Leistungen muß der Stallbetreiber in seine Kostenkalkulation mit einbeziehen. Oft kann er diese Zusatzleistungen aber nicht auf die Einstaller umlegen, da diese an ihrem finanziellen Limit sind. Um kostendeckend zu wirtschaften müßte der Stallbetreiber aber genau das machen.
Heumenge
Dann greift noch ein weiterer Faktor, die empfohlene Heumenge lag früher pro Pferd bei 1 kg Heu pro 100 kg Lebendgewicht, kalkulierte Menge 5 – 6 kg je Pferd (500 – 600 kg) im Durchschnitt. Dann lagen die Empfehlungen bei 1,5 kg Heu pro 100 kg Lebendgewicht, d.h. 7,5 – 9 kg je Pferd (500 – 600 kg). Arbeitende Pferde liegen sogar bei 2 kg Heu pro Pferd, das kann dann bei einem 700 kg schweren Pferd schnell 14 kg sein. Das Neueste in der Pferdehaltung ist die im Internet verbreitete Meinung Pferde brauchen heutzutage Heu zur freien Verfügung (Heu ad Libitum). Das kann dann zu gemessenen Heumengen von 14 – 20 kg je Pferd führen. Ob diese Empfehlung für jedes Pferd gesund ist bezweifele ich. Woher kommen wohl die ganzen Wohlstandskrankheiten unserer Pferde wie Cushing, EMS und Hufrehe. Die im Internet belesenen Pferdehalter stellen jedoch diese Forderungen an den Stallbetreiber. Er kann sich drauf einlassen oder er riskiert seine Einsteller zu verlieren. Die Kosten umlegen wird er jedoch in den wenigsten Fällen können. Die Rechnung zahlt also der Stallbetreiber.
Die Heumenge hat sich also verdreifacht! Dreifache Heumenge gleich dreifache Heukosten bei jährlich steigenden Heupreisen!
Kostenkalkulation durchführen
Ich kann nur jedem Stallbetreiber empfehlen regelmäßig eine Kostenkalkulation durchzuführen. Es gibt die ersten Fälle, wo Stallbetreiber ihren Stall geschlossen haben und die Einsteller sich einen neuen Stall suchen mussten. Diese Stallbetreiber haben sicherlich genau den gleichen Schluß gezogen wie ich, Pensionspferdehaltung lohnt sich nicht mehr. Im schlechtesten Fall zahlt der Betreiber sogar drauf. Im günstigsten Fall hat er seine Kosten so gerade eben gedeckt, arbeitet aber ohne Arbeitslohn. Davon kann niemand leben. Kein normaler Mensch würde 7 Tage die Woche von morgens bis abends spät ohne eine Entlohnung arbeiten.
Welche Kosten muß der Stallbetreiber umlegen?
Der Grundpreis für eine Box setzt sich zusammen aus Miete, Pacht, Versicherungen, Wasser und Strom. Dazu kommen Maschinenkosten, Düngemittel, Arbeitslohn, Kosten für Instandhaltungen und Neuanschaffungen. Zusätzlich kommen die Futterkosten hinzu. Dazu muß der Stallbetreiber ein Gehalt für sich zum Leben draufrechnen. Die Summe all dessen teilt sich durch die Anzahl der vermieteten Boxen. So kommt ein real kalkulierter Preis zustande. Macht der Stallbetreiber das nicht, dann steuert er geradewegs in den Konkurs. Das merkt er dann aber erst, wenn es zu spät ist.
Arbeitslohn
Der Stallhelfer bekommt für das Misten einer Box als Entlohnung 1,10 € – 1,50 € je Box. Um auf den Mindestlohn von 8,50 € Brutto zu kommen muß der Stallhelfer also 6 – 8 Boxen in der Stunde schaffen, das sind 7,5 min. – 10 min. je Box. Wie gut die Box dann gemistet ist kann sich jeder selber überlegen.
Fazit
Es wundert mich überhaupt nicht, wenn bei Paddockboxen das Abmisten des Paddocks nicht im Einstellpreis inbegriffen ist, die Boxen nur einmal wöchentlich maschinell gereinigt werden und ansonsten übergestreut wird. Da hilft nur selbermisten, wenn Ihr es anders haben wollt. Was überhaupt nicht geht ist schimmeliges Heu oder schimmeliges Stroh, das gehört weggeschmissen. Allerdings ist die Heuqualität oft sehr schwankend und abhängig von der Witterung in der Ernte. Auch ich muß gucken, wie ich meine Pferde am Haus über den Winter bekomme. Das ist nicht immer so einfach, da ich auch als Privatpferdehalter wirtschaften muß. Einsteller in Vollpension lohnen sich für mich schon lange nicht mehr.
Wenn ihr Euch das nächste Mal beim Stallbetreiber beschweren wollt sucht doch lieber das Gespräch mit ihm und versucht Kompromisse auszuhandeln. Er hat weiß Gott keinen einfachen Job. Einer meckert immer und es ist nicht möglich es allen recht zu machen.
© Bester RideArt, Heike Bester-Dassler