Ich habe mich mal mit der Frage beschäftigt, ob jedes Pferd dazu in der Lage ist eine Piaffe zu lernen. Prinzipiell würde ich ja sagen. Praktisch gesehen, wird es Pferde geben, denen es leichter fällt und welche, wo ich als Reiter sehr viel Arbeit investieren muss, um Ansatzweise eine Piaffe hinzubekommen.
Ob ein Pferd eine gute Piaffe lernen kann, hängt sehr stark vom Exterieur des Pferdes ab. Bei Pferden die ihre Sprunggelenke gut winkeln können wird man sicher eher zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gelangen, als bei einem Pferd mit einer sehr steil gebauten Hinterhand. Pferde die mit den Hinterbeinen weiter unter dem Körper stehen, werden es leichter haben, als Pferde die hinten weiter herausstehen. Ein weiterer Faktor ist die Kruppe. Pferde die ihre Kruppe gut absenken können, oder welche, die von Natur aus eine gut gerundete Kruppe mit nicht zu hohem Schweifansatz besitzen, werden vermutlich eher geeignet sein, als Pferde mit einer flachen Kruppe und einem hohen Schweifansatz. Weiterhin spielt die Schulterfreiheit für das Heben der Vorhand und der Halsansatz eine Rolle. Auch die Ganaschenfreiheit spielt später eine Rolle, wie weit sich das Pferd in der Lektion beizäumen kann.
Die Ausführung der Piaffe wird je nach Gebäude des Pferdes sehr verschieden ausfallen. Ein Vollblüter wird anders Piaffieren, als ein Spanier. Ein Haflinger anders als ein Warmblut. Hier gilt es das Auge zu schulen, was für das jeweilige Pferd richtig ist.
Auch das Temperament spielt eine große Rolle. Einem temperamentvollen Pferd wird es naturgemäß sehr viel leichter fallen zu Piaffieren, als einem ruhigen Pferd. Bei dem ruhigen Pferd wird es leichter sein die Losgelassenheit während und nach der Lektion zu erhalten, als bei einem temperamentvollen Pferd, welches sich sehr schnell verspannen kann. Das ruhige Pferd wach und motiviert zu bekommen kann eine große Herausforderung sein, das temperamentvolle Pferd zu entspannen ebenfalls.
Einem weniger talentiertem Pferd die Piaffe beizubringen bringt sehr viel Lernerfahrung für den Menschen, allerdings sollte man sich die Frage stellen, in wieweit das Pferd daran Spaß hat, oder ob man sein Pferd damit überfordert. Ein unerfahrener Reiter mit einem talentierten Pferd, welches auch noch ordentlich Temperament hat, wird wahrscheinlich sehr schnell mit diesem Pferd überfordert sein, ist also auch nicht unbedingt eine gute Empfehlung. Ein talentierter Reiter mit einem guten Pferd wird sicherlich zu dem besten Ergebnis gelangen.
© Heike Bester-Dassler, Bester-RideArt