Warum ich kein Heu zur freien Verfügung (ad Libitum) füttere.

Weidemanagement

Weidemanagement für leichtfuttrige Pferde: Die Pferde stehen am Zusteckzaun, rechts sieht man den Nachziehzaun, damit nicht zuviel nachwachsendes Gras gefressen wird.

Seit 1999 halte ich meine Pferde und das ein oder andere Pensionspferd als Selbstversorger in Eigenregie im Offenstall auf einem Bauernhof, wo ich mit meinem Mann wohne. Ich habe so einige Entwicklungen in der Pferdehaltung miterlebt und ausprobiert. Verschiedene Heuraufen, kleine und große Heunetze mit unterschiedlichen Maschen, die Häufigkeit der Fütterungen.

Meine Herde besteht aus mittelgroßen eher leichtfuttrigen Pferden. Füttere ich Heu zur freien Verfügung, dann wird das Leckerste gefressen, der Rest aussortiert und zertrampelt. Meine Pferde produzieren also jede Menge teueren Abfall, den ich auch noch zusammenharken und wegschmeißen muß. Meine Pferde machen Freßpausen, da immer etwas zu Fressen zur Verfügung steht, allerdings kann das auch Stroh oder eine kurzgefressene Weide sein aber eben kein Heu im Überfluß. Zwischen zwei Mal täglich Heu in viel zu kleinen Portionen und Heu in rauhen Mengen gibt es auch noch Kompromißlösungen, um möglichst keine Freßpausen zu haben.

Die Häufigkeit der Fütterungen.
Zur Fütterung von 2 mal täglich eine große Menge, bis zu alle 2 h eine kleine Portion über den Tag verteilt, habe ich einiges Ausprobiert. Bewährt hat sich bei mir die Heufütterung 2 mal täglich von ausreichend großen Portion in Heunetzen. Dann machen die Pferde Fresspausen, da immer reichlich in den Netzen vorhanden ist. Füttere ich die gleiche Menge in mehreren Portionen, dann werden die kleinen Portionen quasi inhaliert, da die anderen Pferde ja was wegfressen können, was sie auch machen. Für die Zeiten, wo das Heu fast aufgefressen ist, ist immer Stroh vorhanden, entweder als Einstreu, oder in einem separaten Heunetz, welches möglichst trocken hängen sollte, da nasses Stroh nicht gefressen wird.

Die Winterlösung.
Die ungefähre Heumenge berechne ich mit der Formel 1,5 kg je 100 kg Lebendgewicht. Das sind für meine mittelgroßen Pferde ca. 7,5 kg Heu im Winter. Die Heumenge bestimmen die Pferde selber mit. Wird zuviel Stroh gefressen, dann haben die Pferde Hunger und ich erhöhe die Heumenge. Bleibt zu viel Heu übrig, was nicht mehr gefressen wird, oder zupfen die Pferde großen Heumengen, die um die Raufe herum verteilt und zertrampelt werden, dann reduziere ich die Heumenge. Der benötigte Bedarf hängt sehr von der Witterung ab. Ist es windig und feucht oder sehr kalt, dann brauchen die Pferde mehr. Bei trockener milderer Witterung ist der Bedarf entsprechend geringer. Meistens reichen bei schlechter Wetterlage 8 – 10 kg Heu. Bei Jungpferden kann der Bedarf auch bis zu 14 kg Heu pro Tag steigen.

Die Übergangszeit: Frühjahr.
Sobald es wärmer wird reduziert sich der Bedarf meistens auf ca. 6 kg Heu für die erwachsenen Pferde. Mein junger Spanier hat dieses Frühjahr etwa 8 kg Heu gebraucht. Sobald die Pferde angeweidet sind und das Gras schon als Futtergrundlage hinzugerechnet werden muß, kann das Heu langsam von der Wintermenge reduziert werden. Ich weide meine Pferde im Frühjahr auf 2 – 3 h an. Die übrige Zeit ist weiterhin Paddock mit Heufütterung und Stroh angesagt. Das dient dem Schutz der Pferde vor Stoffwechselkrankheiten und Hufrehe. Zuviel Gras macht die Pferde dick und sie könnten dadurch krank werden.

Die Sommerlösung.
Bei mir geht die Frühjahrszeit bis ca. Anfang Juni. Im Mai spießt das junge Gras und die Pferde nehmen zuviel davon auf, wenn sie zu lange auf der Weide bleiben. Deswegen hat es sich bewährt, bis dahin die Pferde nicht mehr als 3 Stunden auf die Weide zu lassen. Zum Teil fange ich im Mai auch an mit meiner Portionsweide.

Das ist ein mobiler Zaun, der jeden Tag ein kleines Stückchen weitergesteckt wird, so dass es jeden Tag eine kontrollierte Grasmenge höheres Gras gibt und die übrige Zeit können die Pferde an dem kurzen Gras sich beschäftigen ohne zu viel Futter aufzunehmen.

Im Juni wird es allmählich trockener und das kurze Gras sprießt nicht mehr so doll nach. Da hohe Gras wird langsam trockener und enthält mehr Rohfaser. Habe ich endlich trockeneres Gras zum Zustecken, dann dürfen die Pferde endlich den ganzen Tag auf der Weide bleiben. Es gibt jeden Tag einen halben Meter Gras zugesteckt, das sind ca. 6 qm Gras pro Pferd am Tag. Wird es dann zu heiß, gibt es nachts eine weitere Portion Gras zugesteckt. Tagsüber stehen die Pferde dann lieber im schattigen Stall und suchen Schutz vor den Insekten. Heu gibt es jetzt nur noch eine kleine Anstandsmenge von ca. 1 kg je Pferd und ansonsten weiterhin Stroh zur freien Verfügung. Meine Pferde haben ja jetzt sozusagen Heu am Stiel. Zwei mal täglich frisch abgesteckt. Die übrige Zeit können sie am kurzen Gras knabbern oder Stroh fressen. Also ist für Futter und Beschäftigung bestens gesorgt.

Kraftfutter gibt es zweimal täglich in kleinen Mengen. Bei mittelalten Pferden kann das Kraftfutter im Sommer von Mai bis Ende Juli auch auf einmal täglich reduziert werden. Ab August beginnt wieder der Fellwechsel und der Futterbedarf steigt wieder. Das wird vielfach unterschätzt und die Pferde nehmen plötzlich ab, da auch auf den Weiden aufgrund der Trockenheit im Sommer oft nichts mehr draufsteht.

Die Übergangszeit: Herbst.
Ab August steht meinen Pferden tagsüber die große Heuwiese zur Verfügung. Der zweite Aufwuchs ist nachgewachsen und kann jetzt abgefressen werden. Ich weide nun zum zweiten Mal im Jahr an, da der zweite Aufwuchs wieder viel frischer ist, als das trockene Gras vom Sommer. Ich beginne meistens mit einer halben Stunde und steigere dann über ca. 2 Wochen auf ca. 4 Stunden Gras zur freien Verfügung. Die große Weide portioniere ich nicht mehr, da die Weide sonst zu ungleichmäßig abgefressen wird und zuviel übrig bleibt vor der Winterpause, was dann weggemäht werden müsste. Außerdem haben die Pferde jetzt endlich Platz sich austoben zu können. Den ersten Tag geben die Pferde richtig Gas und rennen eine Weile über die Weide, bis das Fressen dann wichtiger ist. Bei gutem Wetter dürfen die Pferde immer noch Nachts auf die Weide, bei schlechtem Wetter bleiben sie Nachts auf dem Paddock mit Heu und Stroh. Der zweite Aufwuchs auf meinen Frühjahrsweiden kann dann bei schlechtem Wetter genutzt werden, wenn die Heuweide gesperrt ist wegen Trittschäden. Die Weidezeit geht bei mir bis ca. Ende Oktober. Meisten wollen die Pferde dann überhaupt nicht mehr auf die große Weide, da es dort nicht mehr Leckeres zu fressen gibt. Die Heumenge steigere ich ab August wieder auf ca. 6 kg je Pferd. Auch das hängt wiederum von der Witterung ab. Ist dann aufgrund zu nassen Wetters das Ende der Weidesaison gekommen, dann sind die Pferde wieder ausreichend an die Heufütterung gewöhnt, so dass es keine Umstellungsschwierigkeiten auf die Winterfütterung gibt.

© Heike Bester-Dassler – Bester RideArt

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

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